Tiny House Fakten – Die wichtigsten Informationen zu den kleinen Häusern

Unweigerlich kommen wir mit Verwandten, Freunden, Bekannten oder auch Unbekannten immer wieder auf das Thema Tiny House. Es beschäftigt uns ja doch ziemlich persönlich. Oft vergingen in der Vergangenheit kaum Tage, an denen das Thema nicht mindestens einmal zur Sprache kam. Immerfort wurden uns ähnliche Fragen gestellt, da kaum jemand die wichtigsten Tiny House Fakten kennt. Nun haben wir diese „Standardfragen“ gesammelt und die Antworten weitestgehend auf die Sachlage beim Tiny House on Wheels – also der Variante, die wir planen und umsetzen wollen – bezogen. Teilweise gelten die Antworten im Allgemeinen auch für Modulhäuser und/oder andere Wohnformen.

Legen wir los mit den 15 wichtigsten Tiny House Fakten, die du wissen solltest.

Tiny House Fakten #1 - Begriff und Erklärung

Was ist ein Tiny House überhaupt und woher kommt dieser Trendbegriff?

Es gibt keine richtige Definition davon, was ein Tiny House ist. Gemeinsam ist ihnen aber allen eins. Sie sind klein, viele sind beweglich. Für manche sind sie Sinnbild der modernen Form des Wohnens. In Ihrer deutschen Übersetzung sind es, simpel ausgedrückt, “winzige Häuser”. Die Idee vom Wohnen auf kleinem Raum ist nicht neu. Man denke nur an den antiken griechischen Philosophen Diogenes und sein Fass. Heute gibt es schließlich Tiny Häuser in ganz verschiedenen Varianten. Dabei sind manche beweglich, andere nicht. Allgemein hat sich allerdings durchgesetzt, bei allen Wohngebäuden, die weniger als 50m² Wohnfläche haben, von einem Tiny House zu sprechen. Der Trend kommt aus den USA und hat mit den jüngsten Immobilien- und Finanzkrisen (2000 / 2007) zu tun. Als bei der Finanzkrise die zwei größten Baufinanzierungsfirmen in den USA Pleite gegangen sind, haben von heute auf morgen Einhunderttausende Amerikaner ihre Eigenheime verloren. Sie standen vor dem nichts und sind ganz nach unten gesunken. In der tiefsten Not haben sie dann ein Minihaus auf Räder gesetzt, um überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben.

Tiny House Fakten #2 - Abmessungen

Welche Abmessungen kann ein Tiny House haben?

Ein Tiny House on Wheels (kurz: THoW), also ein Wohnobjekt, das fortwährend im Straßenverkehr bewegt werden soll, kann bis zu 2,55 Meter breit und bis zu vier Meter hoch sein. Dies gilt hierzulande bezogen auf die Straßenzulassung von Unterkante Reifen bis Oberkante Dach. Abzüglich der Höhe des Anhängers bleiben noch ca. 3,5 Meter an Höhe übrig. Alles was über diese Maße geht, benötigt eine Sondergenehmigung. Bis drei Meter  Breite bedeutet das (zumindest für den deutschen Raum) eine Zulassung nur mit Sondergenehmigung. Über dieses Maß braucht es dann darüber hinaus eine andere spezielle Sondergenehmigung, die dann anders bepreist ist, als die Genehmigung bis zu drei Metern. In Deutschland und in den meisten EU-Ländern gelten als Höchstwerte für die Länge des Anhängers 12 m und für die Gesamtlänge (Haus (Anhänger) und Zugfahrzeug (PKW)) 18 m. Wer zu den höchstzulässigen Abmessungen im Verkehr (sowohl innerstaatlich als auch grenzüberschreitend) nachlesen möchte, der darf in der Richtlinie 96/53/EG des Rates nachlesen.

Tiny House Fakten #3 - Gewicht

Wie schwer darf ein Tiny House sein?

Nicht nur auf die Abmessungen kommt es an, sondern auch, und gerade beim THoW, auf das Gewicht. Als magische Gewichtsgrenze gilt für ein mobiles Tiny House die Marke von 3,5 Tonnen. Das Gewicht gilt dabei für das fahrbereite Konstrukt, also die Kombination aus Anhänger und eigentlichem Tiny House. Kommt man über die Hürde von 3,5 Tonnen Gesamtgewicht, fallen umfangreiche Änderungen zum Bewegen auf öffentlichen Straßen an. Diese Modifikationen, angefangen bei verstärktem Material für den Anhänger, über das Druckluftbremssystem bis hin zur Anhängerkupplung schlagen jedoch mit deutlichen Mehrkosten zu Buche. Zudem reicht für das Bewegen eines solchen gewichtigen Tiny Houses der erweiterte Anhänger-Führerschein, der Klasse BE, nicht mehr aus. Sollte das Tiny House jedoch fest in einem Grundstück abgestellt und daher nicht bewegt werden, steht einem höheren Gesamtgewicht, bei Beachtung der möglichen Zuladung des Anhängers und entsprechender Abstützung, nichts mehr im Wege.

Tiny House Fakten #4 - Platz zu zweit

Verfügt ein Tiny House über genügend Platz für zwei Personen?

Sofern der Platz im Tiny House entsprechend arrangiert ist, dann verfügt das Tiny House definitiv über genügend Platz. Dabei kann etwa eine Loft-Ebene helfen. Diese können sowohl als Schlafzimmer als auch als Abstellkammer genutzt werden. So eine eingezogene zweite Ebene ermöglicht damit die Verdopplung der Grundfläche des Minihauses und wirkt sich damit positiv auf den Platz, der insgesamt zur Verfügung steht, aus. Somit ist auch genügend Platz für das Inventar vorhanden. Aber zugegebenermaßen müssen bei diversen Hobbys Abstriche in Kauf genommen werden. Buchliebhaber oder Schallplattensammler könnten Ihre Lieblinge leider nicht mit in unser Hauskonstrukt nehmen. Was aber nicht bedeutet, dass es für solche Sammelobjekte nicht auch Lösungen geben kann.

Tiny House Fakten #5 - Wohnfläche

Wie groß ist die Grundfläche eines / Eures Tiny House?

Je nachdem für welches Tiny House Modell man sich entscheidet kann man zwischen 10 und 20 m² wählen. Das bezieht sich allerdings meist nur auf die (unbebaute) Grundfläche, welche durch Möbel und Invetar noch etwas an Platz verliert. Allerdings kann ein Tiny House auch noch eine zweite Etage besitzen. Wenn man diese Loft-Ebene hinzurechnet, kann man nahezu mit einer Verdopplung der Grundfläche seines Tiny Houses rechnen. Das bietet allerhand Platz.

Tiny House Fakten #6 - Single im Tiny House

Sind Tiny Houses nur etwas für Singles?

Da wir ja selbst ein Paar sind, liegt die Antwort quasi bereits auf der Hand. Es ist zwar richtig, dass man oftmals aus Reportagen von Tiny House Bewohnern im Fernsehen schließt, dass diese mehrheitliche für Ein-Personen-Haushalte bestimmt sind. Wir durften aber auch schon einige Paare kennenlernen, die sich den Traum eines eignen kleinen Hauses (zum Großteil auf Rädern) erfüllt haben. Selbst für ganze Familien kann der kleine Wohnraum durch geschickte Lösungen geeignet sein. Möchte man mit Kindern in ein Tiny House (siehe Definition erster Abschnitt hier) ziehen, so ist auch das möglich. Bedenken sollte man dabei das Kinder früher oder später möglichst einen eigenen Raum – das Kinderzimmer – brauchen. Ergo: Geschickte Raumplanung ist hier der Schlüssel zum Erfolg.

Tiny House Fakten #7 - Verzicht

Worauf müssen Bewohner/innen im Tiny House ggf. verzichten?

Normalerweise auf rein gar nichts! Es ist wie ein Einfamilienhaus, nur kleiner und deutlich variabler. Entscheidungen belaufen sich lediglich auf „Entweder – Oder!“, begrenzt durch das Gewicht. Entweder kann ich eine Badewanne, oder eine Dusche implementieren. Möchte man beides dabei haben, dann muss definitiv an anderer Stelle eingespart und das heißt oft verzichtet werden. Diese Entscheidungen müssen am Ende Sinn machen – darauf kommt es an!

Tiny House Fakten #8 - Strom und Wasser

Wie ist die Strom- und Wasserversorgung im Tiny House geregelt?

Im Grunde kann das Haus, weil es ja nichts anderes als ein kleines vollwertiges Haus ist, ganz normal mit Strom- und Wasser versorgt werden. Das geht entweder über Festanschlüsse (anderes Genehmigungsverfahren – Baugenehmigung!) oder autark, d.h. über die vollständige Eigenversorgung. Je autarker das Tiny House allerdings werden soll, desto mehr Gewicht muss eingeplant werden. Von diesem Aspekt aus, kann es daher besser sein auf Festanschluss zurückzugreifen. Wir werden versuchen vorwiegend autark zu leben, uns aber die Möglichkeit offen halten das Haus anschließen zu können.

Tiny House Fakten #9 - Baubiologie und Nachhaltigkeit

Kann man ein Tiny House baubiologisch komplett nachhaltig bauen?

Ja, ein Tiny House kann auch voll ökologisch gebaut werden. Die meisten Grundgerüste sind ohnehin aus Holz als Grundwerkstoff. Und als Dämmung kann man beispielsweise Schafswolle oder wie in unserem Fall Holzfaserdämmung verwenden. Je nach Verwendungswunsch muss aber auch hier wieder auf das Gewicht geachtet werden. Unser Tiny House, das fest verbunden auf einem Anhänger gebaut ist und viel bewegt werden soll, muss mit leichten Materialien auskommen. Beim vollökologischen Ansatz empfehlen wir daher lieber auf den Modulbau auf einem Fundament in einem eigenen Grundstück zurückzugreifen, anstatt unbedingt das ganze auf einem Anhänger umsetzen zu wollen.

Tiny House Fakten #10 - Kosten

Wie viel kostet ein Tiny House?

Ganz klar: Das ist abhängig von Größe, Art und Umfang der Ausstattung des entsprechenden Objektes. Ein 5,40m langes Tiny House startet bei ca. 40.000,00 EUR. Zielt man es hingegen schon auf ein Objekt mit 7,20 m und ausgeklügelten Versorgungslösungen ab, dann starten die Preise bei ca. 70.000,00 EUR. Nach oben – wie immer – keine Grenzen! On Top kommen außerdem die Kosten für Mieten / Pachten bzw. Kaufgebühren für ein eigenes Grundstück. Irgendwo muss das Tiny House ja auch hin.

Tiny House Fakten #11 - Stellplatz

Kann das Tiny House überall hingestellt werden?

Egal ob das Tiny House als Wohnwagen (wie in unserem Fall) oder als gesicherte Ladung zugelassen wird, unterliegt ihr im öffentlichen Raum damit immer der StVO (Straßenverkehrsordnung). Das heißt z.B. das ein Anhänger mit mehr als zwei Tonnen und zwischen 22:00 Uhr abends und 06:00 Uhr morgens nicht in Wohngebieten stehen darf. (Link zum Gesetzestext) Auf dem eigenen Grundstück darf das Tiny House aber ohne Probleme ABGESTELLT werden. Solange niemand darin wohnt. Dann ist der Sachverhalt ein anderer.

Tiny House Fakten #12 - Vergleich mit Wohnwagen

Ist ein Tiny House nicht eigentlich nur ein Wohnwagen/Campingwagen?

Nein, denn durch die größeren Abmessungen ergibt sich ein luftigeres Raumgefühl. Tiny Häuser unterscheiden sich außerdem durch die Verwendung natürlicher Materialien wie Holz oder auch dickeren ökologischen Dämmungen. Dadurch ergibt sich auch ein besseres Raumklima. Dieses trägt wiederrrum zum Wohngefühl bei. Ihr seht, das eine bedingt das andere. Ob man sich letztendlich für ein Tiny House oder für einen klassischen Wohnwagen entscheidet, das sei jedem selbst überlassen. Die Unterschiede liegen für uns jedenfalls klar auf der Hand.

Tiny House Fakten #13 - Führerschein

Welchen Führerschein benötige ich, um das Tiny House bis zu 3,5 Tonnen bewegen zu dürfen?

Da man mit dem normalen PKW-Führerschein nur Anhänger mit einer Gesamtmasse von maximal 750 Kilogramm im Straßenverkehr bewegen darf, benötigt man noch eine Erweiterung. Das ist der Führerschein der Klasse BE. Damit ist es möglich Tiny Häuser bis zu 3,5 Tonnen im Straßenverkehr erlaubt zu bewegen. Oberhalb von 3,5 Tonnen muss bereits der (kleine) LKW-Führerschein vorhanden sein.

P.s. Wer sich jetzt bereits Gedanken um die Kosten macht, dem sei gesagt: Der Erwerb eines Führerscheins der Klasse BE als Erweiterung des klassischen Führerscheins für Autos liegt etwa bei 600,00 – 700,00 Euro.

Tiny House Fakten #14 - Straßenverkehr

Kann das Tiny House einfach im Straßenverkehr bewegt werden?

Falls das Tiny House als Wohnwagen zugelassen wird, steht einer Teilnahme im Verkehr nichts mehr im Wege. Andernfalls benötigt man eine Transportsicherung oder eine Institution wie DEKRA oder TÜV, welche die Verbindung des Tiny Houses mit dem Anhänger als ordnungsgemäß gesicherte Ladung abnimmt.

Tiny House Fakten #15 - Wohnen

Darf man offiziell in einem Tiny House wohnen?

Die wohl spannendste Frage überhaupt! Ja, es ist möglich darin offiziell zu wohnen. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten.
1) Das Tiny House ist als Wohnwagen zugelassen und steht offiziell auf einem Campingplatz, für den die Gemeinde vorher einen Bebauungsplan vorlegt hat. (Stand 2018)
2) Das Tiny House ohne Anhänger (oft als Modulhaus bezeichnet) auf einem Fundament in ein Grundstück setzen. Hierfür wird eine Baugenehmigung benötigt, aber man geht allen Grauzonen aus dem Weg.

Fazit: Die wichtigsten Fragen sind schnell geklärt

Die Beantwortung dieser Fragen bietet sicher Futter für allerlei Diskussionen und weitere tiefgehende Fragen. Grundsätzlich sind sie für alle Tiny House Interessierten aber ein guter Einstieg ins Thema und schaffen Klarheit. Auch wir konnten damit die wichtigsten Bedenken aus der Welt schaffen und Zweiflern die Stirn bieten, denn das Thema Tiny House ist gar kein Hexenwerk.

Wer jetzt aber vielleicht denkt, dass die Schwierigkeit ja auch eher im Bau eines solchen Häuschens liegt, der darf sich gerne unser eigenes Tiny House Projekt zum Vorbild nehmen. Schließlich möchten wir unser Wissen gerne teilen und andere auf dem Weg zum eigenen Tiny House ermutigen.

Marco & Jenny


Bildnachweise

  1. Titelbild, Tiny House der Tischlerei Bock:  Messe Karlsruhe/Jürgen_Rösner
  2. Youtube-Thumbnail: Tiny House Tour
  3. Zwei Tiny Houses: Messe Karlsruhe/Jürgen_Rösner
  4. Tiny House von innen (Küchenzeile): Messe Karlsruhe/Jürgen_Rösner
  5. Versorgung am Tiny House: Messe Karlsruhe/Martin Wagenhan
  6. Geländeagen mit Wohnwagen: www.unsplash.com
  7. Paar bei Beratung: Messe Karlsruhe/Jürgen_Rösner