Welche Tiny House Variante sollen wir bloß nehmen?
Wir hatten beschlossen in einem Tiny House zu leben, doch die Wahl des für uns passenden Tiny Houses war nicht gerade einfach. Gibt es doch verschiedene Formen für die unterschiedlichsten Bedürfnisse. Und hat man sich dann für ein Design entschieden, stehen wieder rationelle Gründe im Weg.
Für welche Tiny House Variante wir uns entschieden haben, lest ihr in diesem Beitrag.
Welches House-erl hättens denn gerne?
Unsere Entscheidung zum Tiny House ist nach einer mehr oder weniger ausgeprägten Überlegungsphase bereits gefallen. Jetzt ging es aber an die Wahl der richtigen Variante. Die Recherche zeigte nicht nur das bereits bekannte Tiny House auf Rädern, sondern auch neue und unsererseits noch nicht bedachte Formen. Und je tiefer wir in die Materie eintauchten, desto mehr Varianten entdeckten wir.
Tiny House on wheels
Bauwagen
Yurte
Holz-Tipi
Minihaus
Zirkuswagen
Baumhaus
Hausboot
Wohnwagen
Jede Tiny House Variante hat ihre Vorteile und ist für sich genommen interessant. Das macht die Auswahl jedoch nicht gerade leichter. Die Dämmwerte des Lehm- und Erdhauses überzeugen, aber mit dem Baumhaus hätten wir einen sensationellen Ausblick und wohl die schönste Wohnform überhaupt. Weniger Aufwand im Bau und Wartung verspricht jedoch das Minihaus, sei es aus Holz-oder Stein, wobei das Modul- und Containerhaus später auch umgesetzt werden kann. Im Dschungel der Tiny House Varianten hat man also ziemlich viel Auswahl.
Wie soll man sich bloß für eine Tiny House Variante entscheiden?
Die Antwort kam uns nach einem gemeinsamen Urlaub in Albanien. Wir nahmen uns 2 Wochen Zeit um das Land zu erkunden und knüpften zudem nette Kontakte, auch größtenteils via Couchsurfing. Sehr überrascht waren über die Freundlichkeit der Menschen, auch wenn diese alle etwas mürrisch dreinblicken. Der Charakter lässt sich eben nicht auf einen Blick ins Gesicht erkennen. Das Land rangiert definitiv auf unserer Top 5 der reizvollsten Landschaften in Europa. Die Vielfalt des Landes zeigt sich zwischen hohen Bergen im Nordosten, sandigen Stränden im Südwesten, der Metropolregion Tirana und malerischen Hotspots wie z.B. dem Blue Eye. Und als wäre das nicht genug, liegt die Insel Korfu direkt vor der Haustür, während in entgegengesetzter Richtung die Stadt Ohrid (in Mazedonien) mit kleinen verwinkelten Gassen und einem unvergleichlichen Charme lockt.
Es war also auf dem Rückflug aus diesem wunderschönen Urlaub, als wir die Eindrücke Revue passieren ließen und feststellten, dass es noch viele schöne Flecken Erde auf diesem Planeten gibt, die wir erkunden und sehen sollten. Als Jenny mal wieder bemerkte, dass man häufiger verreisen müsse, sie sich aber gleich gleichzeitig auf ihr eigenes Bett und die Ordnung der heimischen Wohnung freute, durchfuhr es mich wie ein Blitz.Vielleicht hatten wir gerade unserer passende Tiny House Variante gefunden.
Warum verreisen wir nicht einfach mit unserem Zuhause?
Wir hätten immer unser eigenes Bett dabei, Arbeiten könnten wir aus dem Tiny House, hätten keine Ausgaben für Hotels oder Hostels, könnten Halten wo es uns passt, bleiben länger vor Ort wenn es schön ist, fahren weiter wann wir wollen, und so weiter. Je länger wir über mögliche Pläne sprachen, desto größer wurden unsere Augen. Die Wahl zum Tiny House auf Rädern war damit beschlossene Sache, noch lange bevor der Flieger in Deutschland auf der Landebahn aufsetzte.
Jetzt geht es an die Details
Wir hatten uns zwar eine für fahrbare Tiny House Variante entschieden, mussten uns jetzt aber noch über den Inhalt klar werden. Nach kurzer Suche war klar, dass das Tiny House entweder aus Holzbalken oder Stahlstreben gebaut werden konnte. Unsere Entscheidung zu Holz fiel aufgrund der Natürlichkeit des Baumaterials. Wenn wir zudem Hölzer aus der Region beziehen, halten wir auch unseren ökologischen Fußabdruck möglichst gering. Und da wir uns vorstellen können, dass das spätere Zugfahrzeug nicht gerade ein VW Polo sein wird, ist es sicherlich schlau bereits beim Bau auf die Gesamtbilanz zu achten. Aber dazu später an anderer Stelle mehr.
Als nächstes war die Suche nach der passenden Dachform an der Reihe. Doch welche gibt es überhaupt und welche macht bei einem Tiny House Sinn? Die klassische Form des Satteldaches mit zwei Dachschrägen kam für uns aufgrund der fehlenden Kopffreiheit nicht in Frage. Die bekannte Tiny-House-Kastenform mit einem durchgängigen Dach mit seitlicher Dachschräge bietet nur auf einer Tiny-House-Seite genug Kopffreiheit, während sie auf der Anderen zu gering ist. Da ich persönlich zudem ein großer Freund von Dachschrägen bin, floss die Sympathie dafür, auch wenn ganz subjektiv, natürlich unterschwellig in die Entscheidungsfindung mit ein. Seitliche Dachschrägen mit mittigem Flachdach wäre wohl die ideale Kombination, aber die ersten Skizzen auf Papier oder Entwürfe in Sketchup führten nicht gerade zu großer Begeisterung. Auf die finale Lösung brachte mich schließlich eine Bildersuche im Internet. Dabei stieß ich auf die Webseite von Tiny House Manufaktur und auf die Dachform des Krüppelwalms.
Das war Liebe auf den ersten Blick - ausreichend Platz im späteren Loftbereich (Schlafzimmer und Büro), dabei auch noch Dachschrägen und jede Menge positive Gefühle meinerseits bei Anblick dieses Dachs. Der Konstruktionsaufwand bei dieser Dachform spräche zwar dagegen, aber wer sagt denn, dass immer alles rationell entschieden werden muss?
Das mobile Fundament
Ein weiterer wichtiger Punkt war die Entscheidung zum Fundament, oder in unserem Fall, zum Anhänger (engl. Trailer) auf dem das Tiny House später stehen und bewegt werden soll. Da die Szene bereits einige Jahre alt ist und mehrere mobile Tiny House Varianten umfasst, musste zwischen diesen sorgfältig abgewägt werden. Die Varianten für z.B. Zirkus- oder Bauwagen fielen aufgrund der geringeren Höhe des späteren Aufbaus sowie der maximal möglichen Innenraumhöhe heraus.
Im Bereich der speziellen Tiny House Anhänger etablieren sich nach und nach mehr Anbieter, die mitunter auch ganz neue Ansätze verfolgen. Das Team um TechTinyHouse entwickelte einen Anhänger, der bei Längen über 8,40 m deutlich leichter als bisher gebaut werden kann. Da wir uns aber auf 7,20 m festgelegt haben und den Vorteil nicht ausnutzen können, haben wir uns für einen Anhänger von VLEMMIX entschieden.
Der europäischer Anbieter von Bootsanhängern hat sich bereits vor Jahren auf spezielle Trailer für den Aufbau von Tiny Houses spezialisiert und bietet diese in verschiedenen Längen und in einer neuen Art sogar mit Reifen in 10 Zoll an. Dadurch ergibt sich eine komplett ebene Aufbaufläche ohne die notwendigen Aussparungen für Radhäuser.
Da wir aber große Reisen vorhaben, entschieden wir uns für das Modell mit normalen Reifen in 14 Zoll - etwas mehr Fahrstabilität und Spurtreue mit 3,5 Tonnen an der Anhängerkupplung können nicht schaden.
Ein Blick ins Grüne gefällig?
Eines haben ja alle Tiny Houses gemeinsam - die kleine Grundfläche, auf der gelebt wird. Natürlich wird eine Raumgröße objektiv und nüchtern betrachtet durch die Abmessungen (Höhe, Breite und Tiefe) bestimmt. Aber wir Menschen nehmen unsere Umgebung auch sehr subjektiv wahr. Dunkle Farben und eine geringe Anzahl an Fenstern (und damit Licht) lassen einen Raum noch kleiner wirken, als er eigentlich ist. Im Umkehrschluss lassen helle, freundliche Farben und ausreichend Licht einen Raum, oder auch ein Tiny House, größer und weiträumiger wirken.
Doch welche Fenster sollen wir überhaupt nehmen? Bei der Suche stößt man auf verschiedene Arten wie Festverglasung, Schiebefunktion sowie nach innen (Standard) und außen öffnende (dänische) Flügel-Fenster. Die ersten beiden Möglichkeiten entfallen, denn schließlich wollen und müssen wie lüften. Zudem ist die Wärmedämmung bei Schiebefenstern den Herkömmlichen unterlegen. Weiterhin sind normale Standard-Fenster mit Öffnungsmechanismus zum Innenraum sehr schnell störend im Weg, gerade bei der Größe eines Tiny House. Zudem möchten wir auch nicht jedesmal die Küchenarbeitsplatte oder den Tisch freiräumen, bevor wir ein Fenster öffnen können. Damit bleiben zu guter letzt nur die dänischen Fenster übrig, die sich nach außen öffnen lassen. Außerdem sehen diese auch wunderschön aus; wir sprachen ja bereits über subjektive Entscheidungsfindung im Auswahlprozess.
Dänische Fenster werden nach außen geöffnet. Bauartbedingt werden die Flügel bei Wind und Sturm somit fester in den Rahmen gedrückt und dichten besser ab.
Beim Öffnen wird dem Raum kein Platz weggenommen und Fensterstock oder Küchenarbeitsplatte müssen nicht freigeräumt werden.
Die Tiny House Variante ist gewählt - aber das Feeling fehlt
Nach den Wochen der Entscheidungsfindung, die mir persönlich nicht immer ganz leicht fiel, da jedes Detail betrachtet sein wollte, wurden wir auf ein ganz anderes Problem aufmerksam.
Bis dato war ich der einzige von uns, der eine Vorstellung von eigenen Tiny House hatte. Jenny hat generell Schwierigkeiten mit der räumlichen Vorstellung von Objekten und auch beim Anblick der Skizzen konnte sie sich noch keine richtige Vorstellung vom Leben im Tiny House und dem Raum bekommen.
Da mir das nicht verborgen blieb und Sätze wie "Mach mal, ich kann es mir sowieso nicht vorstellen." natürlich nicht gerade hilfreich bei der Planung UNSERES Tiny Houses waren, musste hier eine Lösung her. Schließlich wollten wir gemeinsam planen, Ideen einfließen lassen, Argumente abwägen und eine Entscheidung treffen, die uns beiden gefällt und hinter der wir gemeinschaftlich stehen. Man stelle sich nur vor, ich würde alles alleine planen, bauen, später die Tür vom fertigen Tiny House öffnen und statt einem freudigen Gesicht ihrerseits nur hören: "Ja, ganz nett. Kann man so machen." Nicht auszudenken.
Wenn Sie bitte Probesitzen möchten
Wir bräuchten ein Demo-Modell, ähnlich einem Musterhaus bei etablierten Baufirmen von Fertighäusern. Das Objekt in Ruhe betrachten und sich über die Proportionen im Klaren werden, Ideen holen und mit der Planung fortfahren. Aber ein Muster-Tiny-House? Sicher gibt es bereits einige namhafte Firmen, aber meist nur einige wenige Besichtigungstermine im Jahr. Diese sind zudem sehr gut besucht und nicht selten in der Anzahl der Teilnehmer begrenzt. Was kann man da machen? Einfach darauf vertrauen, die richtige Tiny House Variante gewählt zu haben?
Ganz anders: sich nicht allzu viele Sorgenfalten wachsen lachsen, denn die Antwort wartet meist schon wieder ganz in der Nähe. Genauer gesagt: In Berlin!
Warum wir gerade in der Bundeshauptstadt einen Blick auf ein Tiny House erhaschen konnten, wieso wir auch gleich das Übernachten auf winzigem Raum probieren konnten und warum wir seit diesem Tag Fans von CraftBeer sind, erfahrt ihr im nächsten Beitrag. Bis bald.
Marco & Jenny
Bildnachweise
- Titelbild:
- Baumhaus & Tipi: www.pixabay.com
- Alles weitere: Tiny House Tour
- Tiny House on wheels: www.nelsontinyhouses.com
- Bauwagen: www.pixabay.com
- Yurte: Tiny House Tour
- Tipi: Tiny House Tour
- Minihaus: Tiny House Tour
- Zirkuswagen: www.pixabay.com
- Baumhaus: www.pixabay.com
- Hausboot: www.pixabay.com
- Wohnwagen: www.pixabay.com
- Boot am Strand von Ohrid: Tiny House Tour
- Marco & Jenny: Tiny House Tour
- Ohrid (Stadt): www.pixabay.com
- Offenes Fenster: www.pixabay.com
- Geschlossenes Fenster mit Teekanne und Blumen: www.pixabay.com