Vom 120m² Haus im Westerwald ins Tiny House am Bärensee

7. Dezember 2019Jenny Müller

Frankfurt (Main): Es war ein bewölkter, kalter Oktobertag, als wir uns, ausgestattet mit großer Neugier und unserem Filmequipment, aufmachten - zu Olli. Wir waren ohnehin gerade in Frankfurt und so passte Eins aufs Andere. Es war Buchmessezeit vor Ort und Olli war gerade in der Stadt. Perfekt für uns, die wir ohne Auto sonst immer kleine logistische Herausforderungen zu meistern haben, dass sich Olli spontan anbot Marco auf der circa 30minütigen Fahrt von Frankfurt zu seinem Tiny House am Bärensee mitzunehmen.

Tiny House Bewohner, Buchautor und Facebook-Gruppen-Administrator

Euch als Tiny House - Interessierte ist Olli vielleicht ein Name, denn er ist nicht nur sehr aktiv in der Facebook Gruppe Tiny House Deutschland, sondern noch dazu Administrator jener und Autor des Buches "Meine Tiny-House Fibel". Und wenn euch sein Name doch noch nirgends über den Weg gelaufen ist, dann freuen wir uns, dass wir Ihn euch über das Interview vorstellen können.

Wir freuten uns sehr den auf dem Gebiet Tiny House sehr bewanderten Olli kennenzulernen und waren gespannt, was für ein Typ uns da erwartete. Olli, der sein Haus im Westerwald für ein eingeschössiges Tiny House in einer Gartenkolonie in der Nähe von Frankfurt (Main) aufgab,  stellte sich für uns als ein ruhiger, lustiger Zeitgenosse heraus. Marco fühlte sich in Ollis lebendigen vier Wänden im Tiny House am Bärensee direkt wohl und es machte genau den Eindruck, den wir so mochten: Hier wird gewohnt und gelebt. Als Olli uns durch sein Tiny House am Bärensee führte, lief die Kamera natürlich immer mit und unten findet ihr das YouTube-Video von unserem Besuch. Darüber hinaus findet ihr darunter noch ein schriftliches Interview mit Olli, welches wir euch natürlich nicht vorenthalten wollen.

Mit Engelsgeduld zum Tiny House am Bärensee

Wie kommst du zu (d)einem Tiny House und was hat Dich vormals dazu bewogen?
Ich habe mein Tiny House vollständig selbst gebaut, weil das für mich der einfachste und günstigste Weg war. Mit einer entsprechenden Einstellung kann das meines Erachtens Jeder bewerkstelligen. Die heutigen Bausysteme und vielfältigen Möglichkeiten machen das leicht möglich. Womöglich kann man nicht alles immer sofort und vollumpfänglich realisieren, aber mit einfachen Formen ist der Bau eines eigenen Tiny Houses möglich.

Was machst du beruflich?
In erster Linie tue ich Sachen die mir Spaß machen und verwirkliche mich in meiner Tätigkeit als Trainer und Coach.

Was zeichnet dich aus?
Eine Engelsgeduld und eine grundsätzlich positive Lebenseinstellung.

Fiel es dir schwer, dich zu reduzieren/minimalisieren?
Im Kopf ja, anfänglich. Beim Ausräumen und der konkreten Frage an mich selbst, was ich wirklich brauche, war das dann aber schnell erledigt. Dann habe ich nur noch gestöhnt, was ich alles zum Entsorgen rausschleppen musste … heute noch uff!!!

"Das Ausmisten zehrte an den Kräften, aber hat sich gelohnt."

Was ist das Besondere an deinem TH?
Liegt am See? Keine Ahnung, ist ein kleines Haus, jedoch nicht mobil. Okay, vielleicht das alles auf einer Fläche ist und es kein Loft gibt.

Fehlt dir etwas in deinem Leben, wenn ja was?
Nö, es ist alles da was ich haben möchte.

Reist du gerne?
Kann ich mit einem eindeutigen "ja" beantworten.

Liegt bei dir ein handwerklicher Hintergrund vor?
Ich habe mein Tiny Haus ausschließlich selbst gebaut und konstruiert. Ja, ich bin Plastikschreiner. Ich habe Messebau gemacht und bin mit Do-It-Yourself (kurz: DIY) groß und alt geworden.

Wieso hast du dich gegen ein Tiny House on Wheels (THoW) entschieden?
Stell dir dein Auto einfach einmal vor einen acht Meter langen LKW-Anhänger vor und dann frag dich selbst, ob du so ein Gespann fahren willst.

Besitzt du ein eigenes Auto?
Nein, besser! Ich besitze zwei Wägen! Aktuell zumindest. Ich hatte auch schon mal drei Autos.

Wir haben es also mit einem Auto-affinen Olli zu tun. Ist das nicht ein bisschen zu viel Luxus für einen Tiny House Besitzer?
Luxus? Nein, meiner Ansicht nach ist das keiner. Ich bezeichne das lieber als gemütlichen Pragmatismus und Nachhaltigkeit. Bei meinem Autobesitz handelt es sich ja nicht um Neuwägen. Noch dazu sind alle abbezahlt und , sind ja alles keine Neuwagen und alle bezahlt. Zum Verschrotten wären die guten Stücke nun wirklich zu schade. Manche Menschen geben alten Tieren Asyl und ich halte eben alte Autos.

"Jeder muss selbst herausfinden, ob ein Tiny House zu ihm passt."

Was verkörpert für dich ein Leben im Tiny House?
Ihr könnt Fragen stellen… (Anmerkung der Redaktion: Das nehmen wir als Kompliment!) Mhhh ... wenn ich das mal so recht überlege, verkörpert das Leben für mich in erster Linie den Luxus Zeit zu haben. Zeit für was auch immer und kein aufkommendes schlechtes Gewissen noch etwas machen zu müssen.

Olli, du bist ja zusammen mit Klaus Toczek und Hanspeter Brunner Administrator der Öffentlichen Facebook-Gruppe „Tiny House Deutschland“. Was hat dich dazu veranlasst?
Zu sowas wird man nicht veranlasst… Man macht und tut einfach. Wurschtelt und fummelt. Und dann ist es pötzlich so.

Was sind die am meisten gestellten Fragen bei Tiny House Deutschland?
Das sind die Stellplatzfragen… Wo die Waschmaschine hinstellen und wo das Haus.

Kurz: Was würdest du Menschen, die sich für den Bau eines TH interessieren mitgeben?
Ein Schulterklopfen.

Wem würdest du ein Leben im Tiny House empfehlen?
Nur mir. Empfehlen mag ich nicht, das ist dann wie ein Ratschlag und das ist auch ein Schlag. Ob es das Richtige ist, soll jeder für sich selbst herausfinden. Gäbe ich Empfehlungen bin ich am Ende sonst noch Schuld, wenn es gefällt. (lacht)

Drei wertvolle Tipps von einem Tiny House Besitzer und versierten Kenner der Szene.
Da fällt mir spontan nur einer oder anderthalber ein: Just do it - and keep it simple!

Ein Buchtipp von Olli Knöpp.
"Meine Tiny House Fibel" ... was sonst! Das Buch habe ich selbst verfasst. Es ist gedacht für Themeneinsteiger, Interessierte und Planende. Ich berichte aus meinen eigenen Erfahrungen und gebe Aussichten für Interessiertem wie die eigene Umstellung auf das Tiny Living Prinzip aussehen könnte.

Wir bedanken uns für die Teilnahme am Interview.

Es gibt noch mehr zu entdecken

Es gibt jedoch noch eine ganze Menge mehr über Olli mit seinem Tiny House am Bärensee zu erzählen. Etwa warum er für kurze und teils auch längere Reisen mit seinem Hopser unterwegs ist und was das überhaupt ist. Oder wie sein Tiny House ausgestattet ist und warum er sein Badezimmer im Tiny House später nochmal verlegt hat. All das erfahrt ihr im bald erscheinenden Interview mit Olli Knöpp auf unseren YouTube Kanal.

Vorheriger Beitrag

Tiny House Budget richtig geplant - Wie soll unser Minihaus bezahlt werden

2. Dezember 2019

Nächster Beitrag

Tiny House Lebensumstellung - Unser Abschied vom alten Leben

10. Januar 2020