Tiny House Anhänger – Welcher ist der Richtige für unser Tiny House?

13. Mai 2020Marco Schaller

Wir haben unser Tiny House bereits im letzten Beitrag mit SketchUp gezeichnet. Die Theorie, wie das Konstrukt aussehen soll, wäre damit also erledigt. Jetzt können wir uns dem Fundament zuwenden. Oder in unserem Fall einen Tiny House Anhänger aussuchen. Und das ist gar nicht mal so leicht. Es ist ja nicht so als würde es nur "die eine Möglichkeit" geben. Der Markt ist zwar überschaubar, aber trotzdem kommt man bei der Betrachtung einzelner Modelle ins Grübeln.

Die Entscheidung für den Anhänger könnt ihr übrigens auch im aktuellen YouTube-Video nachverfolgen.

Für jeden Geschmack der passende Anhänger

So, oder so ähnlich, könnte man wohl die Auswahl an Anhängern auf dem Markt beschreiben. Egal was transportiert werden muss, es gibt dafür eine Lösung.

Die meisten PKW-Besitzer werden dabei das kleine einachsige Modell kennen, welches gerne zum transportieren dreckiger Ladungen oder sperriger Gegenstände genutzt wird. Diese gibt es aber auch in größeren Varianten, dann bereits zweiachsig, um mehr Gewicht tragen zu können. Ebenfalls auf zwei Achsen bauen auch Kofferanhänger, Pferdetransporter, Viehtransporter oder Wohnwagen auf. Noch größere Modelle, dann auch oft mit drei Achsen, bekommt man im Bereich des Fahrzeug- oder Baumaschinentransportes. Und alles darüber darf sowieso meist nur noch von LKWs gezogen werden.

tiny house anhänger

Nur was machen wir mit dem Tiny House. Muss dafür extra ein Anhänger umgebaut werden?
Natürlich nicht, schließlich gibt es bereits verschiedene Tiny House Anhänger auf dem Markt, welche direkt für die Aufnahme der kleinen mobilen Häuser gedacht sind.

Welche Anforderungen gibt es an einen Tiny House Anhänger?

An oberster Stelle steht dabei die problemlose Aufnahme, oder eher Auflage, des Häuschens. Unsere Bodenplatte wird flach sein und soll dabei ohne größere bauliche Maßnahmen auf den Anhänger gelegt werden. Für die Befestigung von Anhänger und Haus wollen wir zudem auf Bohrungen verzichten, da wir so nur die Rostentwicklung begünstigen und die Stabilität beeinträchtigen würden.

Nach allerlei Gewichtsberechnungen steht für uns fest, dass unser Tiny House nicht länger als 7,20 Meter sein soll. Bei der Höhe wollen wir die maximalen vier Meter von Unterkante Reifen bis zu Dachspitze ausnutzen, das gleiche gilt für die Breite von 2,55 Meter.
Der Anhänger soll dabei in der Form unterstützen, dass die Ladefläche möglichst tief sitzt und damit mehr Platz im Innenraum ermöglicht. Zudem wäre es gut, wenn eben diese Ladefläche fast so breit wie das eigentliche Haus ist, damit auch die Randbalken auf Stahl aufliegen und das Gewicht optimal über den Anhänger abgeleitet werden kann.

Zu guter Letzt wollen wir, wie so oft bei diesem Projekt, noch Gewicht sparen. Hier gibt es aber eine Krux zwischen Stabilität und Gewichtsersparnis. Ist der Anhänger zu leicht, wurde am Material gespart und das Konstrukt verbiegt sich zu leicht. Verstärkt man das Material aber zu sehr, hat der Anhänger unnötiges Mehrgewicht auf der Hüfte.

Nachdem wir jetzt wissen, worauf wir achten müssen, gehen wir auf die Suche nach einem passenden Modell.

Hochlader, Tieflader, Überlader

Bevor wir jedoch zu den Herstellern kommen, noch ein paar wichtige Worte zu der Lade-Plattform. Generell unterscheidet man bei den klassischen Tiny House Anhängern zwischen Hochladern und Tiefladern.

Letztere sind eher als klassische Tiny House Anhänger bekannt und verfügen über eine tiefliegende Plattform. Das sorgt für mehr Platz im Innenraum, insbesondere der Loftebene. Da dieser Typus aber meist mit 13-Zoll-Rädern ausgestattet ist und diese nach oben über die Plattform herausstehen, ist es notwendig, eine Aussparung in das Tiny House einzubauen. Einen integrierten Radkasten - wenn man so sagen will.

Tieflader mit niedriger Plattform

tiny house anhänger

Hochlader mit ebener Ladefläche

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Bei den Hochladern würden wir diesen (vielleicht aufwendigen) Bauschritt umgehen, da die sich Plattform über den Reifen befindet. Aber in unserer Loftebene verlieren wir auch etwas mehr als fünf Zentimeter Höhe. Und diese wenigen Zentimeter hätte ich ganz gerne, entweder aufrecht im Bett sitzend, wenn ich Jenny wieder eine Gute-Nacht-Geschichte vorlese, oder am Schreibtisch im geplanten Office-Loft. Kurz: Die Kopffreiheit ist wichtig!

Außerdem, wollen wir explizit 14-Zoll-Räder am Anhänger haben, um das Tiny House offroadtauglich zu machen. Spaß beiseite! Aber die größeren Räder sind besser geeignet um Unebenheiten zu überfahren, steilere Einfahrten ohne Aufsetzen des Gespanns zu bewältigen oder auf der Autobahn bei Tempo 80 eine höhere Laufruhe zu haben.

Zu guter Letzt gibt es auch noch die Überlader-Variante mit 10-Zoll-Rädern. Dadurch spart man sich die Aussparungen, also die Radkästen, und bekommt gleichzeitig die Plattform weiter Richtung Boden. Also eine Win-Win-Situation für Kopffreiheit und einen leichteren Bauprozess. Jedoch sollte man beim Bewegen des Tiny Houses (auch leicht) unebenes Gelände meiden, da die Gefahr des Aufsetzens höher ist. Aus oben genannten Gründen ist die 10-Zoll-Variante für uns daher aber leider uninteressant.

Welche Hersteller von Tiny House Anhängern gibt es am Markt?

Als erstes wäre da VLEMMIX zu nennen, Europas größter Anbieter von Tiny House Anhängern. Hier bekommt man sowohl die ursprünglichen Tieflader oder auch die neueren Hochlader. Bei den Hochladern sind Plattform-Längen von 3,95 Meter bis 8,40 Meter lieferbar. Die Tieflader sind immerhin noch von 5,40 Meter bis 8,40 Meter bestellbar.

Vlemmix verfolgt bei seinen Modellen ein mittlerweile tausendfach erprobtes Konstruktionskonzept, bestehend aus einem simplen Stahlgerüst, welches sich bei der Herstellung innerhalb 60cm-Schritte verlängern oder verkürzen lässt.

Auf dieses Konzept sind auch viele andere Hersteller mittlerweile aufgesprungen und so verwundert es nicht, dass darunter auch bekannte Namen wie z.B. AL-KO auftauchen. Vielen vielleicht eher bekannt durch die Anti-Schlinger-Kupplung, welche gefährliche Pendelbewegungen bei Caravan-Gespannen minimiert und somit mehr Sicherheit bietet.

Aber auch andere Anhänger-Anbieter wie z.B. Felix Kröger Fahrzeugbau bieten mittlerweile Tiny House Anhänger an. Hier bekommt man unter anderem auch noch einen sogenannten Überlader, also einen Hochlader mit 10-Zoll-Rad-Kombination.

Anti-Schlinger-Kupplung von AL-KO

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Felix Kröger Fahrzeugbau

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Abseits des bekannten und etablierten Konzeptes gibt es aber auch noch einen Hersteller, der einen komplett neuen Weg geht. TECH TINY HOUSE setzt bei der Konstruktion des eigenen Anhängers auf statisch aufwendig berechnete Computermodelle, die, ähnlich wie im Fahrzeugbau, eine erhöhte Steifigkeit bei minimaler Materialzugabe oder sogar –einsparung zur Folge haben. Zudem sind die Anhänger bereits mit Optionen für Erweiterungen wie Beschwerungen, dem Anbringen einer Terrasse oder Wasser-/Abwassertanks vorbereitet.

tiny house anhänger
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Die Vorteile gegeneinander abwägen

Als wir die möglichen Anhänger am Markt gesichtet hatten, konnten wir schon einige für uns ausschließen. Schlussendlich befanden sich in der engeren Auswahl nur noch das 7,20 Meter lange Modell von Vlemmix und der in Länge ebenbürtige Newcomer von Tech Tiny House. Und eine Entscheidung zu treffen war ganz und gar nicht leicht, denn jeder Trailer hatte seine Vorteile.

Bei Vlemmix lagen diese im besten Gesamtgewicht. Schließlich wiegt der Anhänger bei einer Länge von 7,20 Meter inkl. 14-Zoll-Rädern „nur“ 630 Kilogramm. Tech Tiny House legt dagegen mehr Wert auf zusätzliche Verstärkung um ein Verbiegen so gut (oder so lange) wie möglich zu verhindern. Allerdings bringt dieser in gleicher Länge auch gut 180 Kilogramm mehr auf die Waage.

Unser Tiny House Anhänger – Die Entscheidung ist gefallen

Schlussendlich hat das Modell von Vlemmix das Kopf-an-Kopf-Rennen für sich entscheiden können. Die 180 Kilogramm Gewichtsdifferenz waren einfach zu groß, als dass wir diese am Häusle oder am Inventar hätten einsparen können - oder wollen. Und das obwohl das Chassis von Tech Tiny House mit zunehmender Länge eigentlich leichter wird. Aber bei unserer gewählten Länge von 7,20 Meter schlägt dieser Effekt eben noch nicht an.

Und falls wir größer, also mehr in die Länge bauen würden, müssten wir vor jedem Umsetzen des Tiny Houses das komplette Inventar ausräumen. Für nur einen Umzug im Jahr wäre das vorstell- und umsetzbar. Aber jede Woche ein- und ausräumen? Jennys Kopfschütteln und der Zeigefinger an der Stirn sprechen eine klare Sprache. Und sind wir mal ehrlich: Selbst mir stellen sich da die Nackenhaare auf. Da dreht sich doch der Chiller in mir gleich wieder in der Hängematte um und macht Siesta.

Entscheidung getroffen, Haken dran

Jetzt ist es nur noch wichtig, dass wir den Anhänger auch schnellstmöglich bestellen. Denn je länger wir über unsere Entscheidung nachdenken, desto mehr kommen wieder die üblichen Fragen auf:

"Sollen wir nicht doch einen Hochlader mit kleinen Reifen nehmen?"
"Nein, schließlich soll es auch mal über unwegsame Straßen gehen."

"Können wir nicht doch ein längeres Tiny House bauen?"
"Nein, dann wird es zu schwer."

"Und wenn wir doch auf den großen Kühlschrank verzichten?"
"Na klar! Und als nächstes auf die Toilette, oder wie?"

Also haben wir es kurz gemacht und das ausgewählte Modell bestellt. Welche Gedanken uns vor der Bestellung umgetrieben haben und was bei der Zulassung passiert ist, erfahrt ihr im nächsten Beitrag.

Bis bald

Marco & Jenny


Bildnachweise

  1. Titelbild, Tiny House Anhänger: www.pixabay.de
  2. Auto mit Anhänger: www.pixabay.de
  3. Anhänger (Pferde-Transporter): www.pixabay.de
  4. Dreiachsanhänger: www.unsplash.com
  5. Tieflader: www.vlemmix.de
  6. Hochlader: www.vlemmix.de
  7. Anti-Schlinger-Kupplung: www.alko.com
  8. Anhänger Felix Kröger: www.aluliner.com
  9. Anhänger auf Wiese mit Brendan: www.techtinyhouse.de
  10. Statik-Modell: www.techtinyhouse.de
  11. Anhänger (Kennzeichen: S-TH345): www.techtinyhouse.de
  12. Jenny (mit "Vogel"): Tiny House Tour
  13. Marco auf Couch: Tiny House Tour

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